Vor ihrem Umzug in die Elbphilharmonie führten Chefdirigent Thomas Hengelbrock und sein NDR Elbphilharmonie Orchester in einem „Brahms-Marathon“ in der historischen Laeiszhalle alle vier Sinfonien des Hamburger Komponisten auf. Am Sonntag, 13. November 2016, um 00:45 Uhr präsentiert ARTE daraus Sinfonie Nr. 3 und Nr. 4. In einem Interview gibt Hengelbrock zusätzlich Hintergrundinformationen zu diesen Werken.
Die Sinfonie sei „eine Angelegenheit von Leben und Tod“, sagt Johannes Brahms. Doch über den Entstehungsprozess der dritten Sinfonie F-Dur op. 90, die Brahms 1883, 6 Jahre nach der zweiten komponierte, verrät der Komponist nicht einmal den engsten Freunden etwas. Mit diesem wohlkalkulierten Schweigen erreicht Brahms genau ein Ziel: Er lenkt die Konzentration auf die Musik selbst, auf den Bauplan der Partitur. Bei aller rationalen Musiklogik lässt Brahms’ dritte Sinfonie gesangliche Poesie nicht vermissen. Keine seiner anderen Sinfonien endet mit einer derart zarten „Verklärung in einer Schönheit, für die ich keine Worte finde.“ (Clara Schumann)
Gleich im folgenden Jahr beginnt Brahms mit der Komposition seiner vierten Sinfonie e-Moll op. 98. Wieder einmal irritiert Brahms seine Freunde mit rätselhaften Bemerkungen: „Ich fürchte, sie schmeckt nach dem hiesigen Klima – die Kirschen werden hier nicht süß…“. Es ist, als wollte Brahms in seiner letzten Sinfonie ein Fazit seiner eigenen wie auch historisch gewachsenen kompositorischen Mittel des Abendlandes ziehen. Eine zyklische Aufführung aller vier Sinfonien wäre zu Brahms’ Lebenszeiten undenkbar gewesen. Aber erst in dieser „wunderbaren Reise durch vier verschiedene Resonanzräume der Brahmsschen Seele“ (Hengelbrock) wird erfahrbar, welche Vielfalt Brahms dieser Gattung abzugewinnen vermochte.
„Thomas Hengelbrock und das NDR Elbphilharmonie Orchester – Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 und 4“ ist eine Produktion der Doclights GmbH im Auftrag des NDR in Zusammenarbeit mit ARTE Concert. Regie: Beatrice Conrad. Producer: Dietrich Duppel. Produzenten: Michael Lehmann und Michaela Hummel. Die Redaktion liegt bei Claudia Cellarius (NDR/Arte). Leitung: Ulrike Dotzer (NDR/Arte).
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