Gestern wurden die Gewinner:innen des ersten Treatment-Wettbewerbs der Hochschule für Film und Fernsehen München und der Filmuniversität Babelsberg mit Fokus auf deutschdeutschen Geschichten im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung auf dem Filmfest München bekannt gegeben. Die Jury mit Aelrun Goette (Autorin und Regisseurin), Daniela Mussgiller (Leiterin Hauptredaktion Fernsehen, Serie und Kinder MDR) und Michael Lehmann (Vorsitzender Geschäftsführer der Studio Hamburg Production Group) hat das herausragende Treatment „Anja fliegt“ der Autor:innen Miriam Goeze, David Stark und Matthias Kofahl mit einem Preisgeld von 4.000 Euro ausgezeichnet. Ziel des Wettbewerbs ist die Entwicklung eines Treatments für einen abendfüllenden Spielfilm.
Die Ausschreibung der beiden Hochschulen geht auf eine Initiative von Michael Lehmann zurück: Vor einem Jahr wurde Michael Lehmann gemeinsam mit seinen Produzenten-Kolleg:innen Sibylle Stellbrink, Henning Kamm (REAL FILM Berlin) sowie Felix von Poser (AMALIA FILM) auf dem Filmfest München für den ARD Degeto-Eventfilm 3 ½ STUNDEN mit dem Bernd Burgemeister Fernsehpreis ausgezeichnet. Das Preisgeld stifteten die Produzent:innen damals spontan den beiden Hochschulen für Förderprojekte zur Stoffentwicklung, die sich auch künftig der OstWest-Thematik widmen. 3 ½ STUNDEN wurde anlässlich des 60. Jahrestags des Mauerbaus produziert, das Drehbuch schrieben Robert Krause und Beate Fraunholz, die Regie übernahm Ed Herzog.
Im ausgezeichneten Treatment „Anja fliegt“ geht es um die Erwartungen der gescheiterten Wende-Generation an ihre Kinder und die Frage des Gehens und Bleibens. Die Geschichte spielt im brandenburgischen Stölln im Havelland rund um einen Segelflughafen. Für DDR-Bürger ein legendärer Ort, denn dort konnte wenige Wochen vor Mauerfall erfolgreich ein großes Verkehrsflugzeug von Interflug auf der kurzen Landebahn notlanden.
Auszug aus der Jurybegründung:
„Goeze, Starck und Kofahl erzählen eine Coming-of-Age. und Coming-Home-Geschichte, in der die Hauptfigur vor allem zu sich selbst kommt, vor ungewöhnlichem Hintergrund und mit einer gelungenen Mischung aus Alltagstragik und Situationskomik. Und sie erzählen sie aus einer Perspektive, die das Auge auf eine andere Art der Wahrnehmung trimmt, aus einer Perspektive, die sich naturgemäß von Stereotypen entfernt – nämlich aus der Vogelperspektive. Das öffnet buchstäblich den Blick und macht die Geschichte einzigartig und universell zugleich.“
„Ich freue mich sehr, dass aus einer spontanen Idee, das Preisgeld zu stiften, so ein lebendiger Wettbewerb ins Leben gerufen wurde. Aufgrund meiner persönlichen und beruflichen Biografie ist es mir eine Herzensangelegenheit, dass auch weiterhin noch viele OstWest-Geschichten entwickelt werden. Denn ich bin überzeugt, die jüngere deutsche Vergangenheit ist noch lange nicht auserzählt. Ich gratuliere dem Autor:innen-Team von ‚Anja fliegt‘ für ihr überzeugendes Treatment“, so Michael Lehmann.
An dem offenen Wettbewerb konnten alle Studierenden jeweils als gemischte Schreibteams aus beiden Hochschulen teilnehmen. Begleitet von erfahrenen Autor:innen gingen sie auf Entdeckungsreise in die bekannten und unbekannten Ecken des Landes und fanden Figuren, die eine Sehnsucht nach dem Anderswo verbindet: nach dem Osten und einer alternativen Gesellschaftsform, nach dem Westen – und dem Wilden Westen.