Seit einem Jahr ist die Studio Hamburg Produktion Gruppe in London mit einer Dependance vertreten, um vor Ort sowohl Kinofilme als auch TV-Produktionen für den britischen Markt herzustellen, die gleichzeitig über Potenzial für den internationalen Markt verfügen. Vivien Muller-Rommel, Geschäftsführerin von Studio Hamburg UK, hat mittlerweile eine Reihe von Kino- und TV-Projekten
an Bord geholt, die nun in der Entwicklung sind. Die erste Klappe wird zu einer Christmas-Dramedy fallen, ein als britisch-irische Koproduktion entstehender Kinofilm.

Die in Lüneburg aufgewachsene Geschäftsführerin ist schon seit mehr als zehn Jahren in der britischen Film- und TV-Branche unterwegs, wobei sie u. a. auch für The Weinstein Company und Universal Pictures International arbeitete. Zuletzt war sie beim BFI Film Fund für internationale Koproduktionen, Kulturaustausch und den Filmexport mitverantwortlich.

„Viviens Expertise in den BereichenProduktion, Vertrieb sowie ihre Kontakte zu etablierten Filmproduzenten und Talenten kann sie nun wunderbar in unser Londoner Tochterunternehmen einbringen“, so Michael Lehmann, Vorsitzender Geschäftsführer der Studio Hamburg Produktion Gruppe.

Zu Hause ist Studio Hamburg UK in Soho, dem Herzstück der britischen Filmindustrie. „Internationale Produktionen sind meine absolute Leidenschaft. Und London ist das europäische Zentrum für internationale Filmschaffende, wenn es um die Entwicklung und Produktion englischsprachiger Inhalte geht“, sagt Vivien Muller-Rommel. „Der Meltingpot zieht viele kreative Filmschaffende sowie Talente an. Und Produzenten aus den europäischen Ländern, die einen Partner für englischsprachige Filme oder Serien suchen, kommen eher nach London, als dass sie nach Los Angeles fahren.“

Die gebürtige Hamburgerin hat in England ihre zweite Heimat gefunden und sieht ihre primäre Aufgabe darin, Stoffe mit internationalem Potenzial zu akquirieren und zu entwickeln. „Wir haben gute Kontakte in die britische Produktionsszene, wollen dabei aber auch stark auf Talente setzen. Derzeit sind drei Serien-Konzepte in Arbeit. Neben den TV-Serien, die das Fundament für unser Unternehmen darstellen, werden wir auch Kinofilme produzieren.“

Dazu auch Micheal Lehmann: „Wir hatten einen Businessplan für drei Jahre aufgestellt. Nach einem Jahr sind wir nun soweit, substantielle Projekte in der Pipeline zu haben, die nun in die nächste Phase gehen. Unser Ziel war es von Anfang an, zweigleisig zu fahren und Derzeit befinden sich Stoffe im Portfolio, die zusammen mit Koproduzenten aus der Schweiz, Irland und Frankreich entwickelt werden. Muller-Rommel: „Wir legen großen Wert darauf, den majoritären Part zu spielen oder zumindest gleichrangig zu produzieren. Für uns lohnt es sich nur, wenn wir kreativ von Anfang an dabei sind und unsere Expertise einbringen.“

Als gleichrangige Koproduktion entsteht der Kinospielfilm „The Night I Got Shot by Santa“, die mit der irischen Calico Pictures aus Dublin ab Januar / Februar des nächsten Jahres gedreht wird. Der Weihnachtsfilm dreht sich um zwei Jungen aus Belfast, die im Wald auf zwei Nikoläuse treffen. Einer von beiden, ein flüchtiger Bankräuber, nutzt die Aufmachung dabei nur als Tarnung. Während der sechsjährige Junge noch voll an den Weihnachtsmann glaubt, ist der andere mit seinen 12 Jahren schon viel erwachsener. In der Geschichte geht es vor allem darum, dass der ältere Junge, der schnell erwachsen werden musste, wieder lernt, ein Stück weit Kind zu sein.

Autor Ronan Blaney und Regisseur Michael Lennox kommen aus Nordirland. Es ist ihr erster gemeinsamer Langfilm, nachdem sie bereits mit mehreren Kurzfilmen (inklusive zweier Nominierungen für den Europäischen Filmpreis und den Oscar) auf sich aufmerksam gemacht haben. Die irische Produzentin Kate McColgan hat auch den Spielfilm „The Drummer and the Keeper“ von Nick Kelly realisiert, der gerade beim Galway Filmfestival als bester Debütfilms Irlands ausgezeichnet wurde. Die renommierte Cornerstones Films übernimmt den Weltvertrieb.

Außerdem hat der britische Produzent Uberto Pasolini („Ganz oder gar nicht“) Vivien Muller-Rommel auch von einem Spielfilmprojekt als Kopartner begeistern können. Läuft alles nach Plan, wird es nächstes Jahr gedreht und kann 2019 in die Kinos kommen. In der Drehbuchphase befindet sich zudem das geplante Biopic „Marie Tussaud“, eine Koproduktion mit der Schweizer C-Films, die für einen Dreh im Jahr 2019 geplant ist.

Parallel sind auch drei Serienstoffe in der Pipeline – in einer frühen Scriptphase. Als Highend-Serie ist das Projekt „5 Stars“ in Koproduktion mit Mademoiselle Films und Scarlett Production in Paris in der Entwicklung, bei dem sich ein Zimmermädchen an der Cote d’Azur zur Hotelchefin emporarbeitet. Als Online-Serie geplant ist das Comedyformat „So Soho“, das nach dem Vorbild der mit dem internationalen Emmy Award ausgezeichneten deutschen Erfolgs-Serie „Berlin Berlin“ für den englischen Markt adaptiert wird. Daran schreiben zwei britische Comedyautoren. David Safier ist als Consultant und Executive Producer an Bord. Der Bestsellerautor hatte auch das Original geschrieben.

Als Dreiteiler für das britische Fernsehen ist die Miniserie „Ghost Whispers“ im Thriller-Doc-Format angedacht, das sich an einer wahren Serienkiller-Geschichte aus China zu Beginn der 2000er Jahre anlehnt. Diesen mystisch-schwarzen Stoff hat die in Großbritannien lebende deutsche Regisseurin Eva Weber recherchiert. Sie wird die Geschichte auch in Szene setzen.

Bernd Jetschin 
41/2017 filmecho |filmwoche 49